Die Geschichte der Bayerischen Hausbau beginnt Mitte der Fünfzigerjahre. Das Fundament bildet eine Schreinerei im Örtchen Mitteraham nahe Mühldorf, die Josef Schörghuber senior kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs an seine beiden Söhne Josef und Leo übergibt. Im zerstörten Nachkriegsbayern ist die Firma Schörghuber mit ihrer Expertise im Treppenbau ein wichtiger Zulieferer für den Wiederaufbau. Angesichts seines wachsenden Erfolgs und des steigenden Bedarfs an Wohnungen erkennt der studierte Bauingenieur Josef Schörghuber eine Chance: 1954 gründet er als alleiniger Geschäftsführer die Bauträgergesellschaft Bayerische Hausbau GmbH. Startkapital: 20.000 Mark.
Die Bayerische Hausbau feiert schon bald nach ihrer Gründung große unternehmerische Erfolge. Allein in München realisiert Josef Schörghuber elf Bauprojekte mit über 600 Wohneinheiten. In diese Zeit fällt eines der bekanntesten und bedeutendsten Projekte der Bayerischen Hausbau: der Arabellapark in München. Bei einem Flug mit seinem Sportflugzeug fällt ihm ein großes, brachliegendes Gelände im Stadtviertel Bogenhausen auf, das als Schafweide genutzt wird. Josef Schörghuber hat die Vision eines neuen Stadtteils, eine „Stadt in der Stadt“, eines Orts zum Wohnen, Leben und Arbeiten. 1958 erwirbt er das Areal von insgesamt 45 Hektar, 1965 wird der Bebauungsplan für den Arabellapark verabschiedet. Bis 1972 steht der Arabellapark im Zentrum der Aktivitäten der Bayerischen
Hausbau.
Schon früh ist Josef Schörghuber an Diversifizierung interessiert. 1966 beteiligt sich der flugbegeisterte Unternehmer mit 26 Prozent an der Bavaria-Flug-Gesellschaft, die er 1974 übernimmt. Zunächst ist dies ein Liniengeschäft, später wird mit Beteiligung an der Germanair Bedarfsluftfahrt GmbH & Co. KG ein Chartergeschäft daraus. 1974 führt er die beiden Fluggesellschaften zusammen zur Bavaria Germanair. 1979 gibt Schörghuber das Chartergeschäft auf und führt das Unternehmen unter dem Namen Bavaria International Aircraft Leasing GmbH & Co. KG als reines Flugzeug-Leasingunternehmen weiter.
Das wohl berühmteste Gebäude im Arabellapark, das Arabellahaus wird ein großer Erfolg: Im September 1969 ist es bereits komplett vermietet. Das Arabellahaus fungiert anfangs als Boardinghaus – ein Gebäude mit 700 Appartements, in denen den Mietern hotelähnliche Leistungen erhalten. Im Laufe der Zeit beherbergt das Gebäude zusätzlich ein Hotel (das heutige Sheraton München Arabellapark Hotel), Kliniken, Arztpraxen, Geschäfte, Restaurants, Bistros und einen Swimmingpool im 22. Stockwerk. Im Untergeschoss befindet sich eines der damals angesagtesten Tonstudios, die berühmten Musicland Studios von Produzent Giorgio Moroder. Hier nehmen Größen wie die Rolling Stones und Queen ihre Platten auf und hier nimmt mit Donna Summers Sound die Diskowelle ihren Anfang.
Die Anfänge des Hotelengagements liegen im Arabellahaus in München. Hier richtet Josef Schörghuber unter anderem 700 Wohneinheiten ein. Das Areal ist allerdings ausschließlich zur gewerblichen Nutzung ausgewiesen. Die Lösung: Einige der Appartements werden in einem so genannten Boarding-House zusammengefasst, das Leistungen wie Verpflegung und Rezeptionsservice bietet. Der größere Teil der Einheiten wird in einem Hotel vereinigt, das ab 1970 eigenständig geführt wird und unter dem Namen Arabella Hotel Bogenhausen bekannt ist. In den folgenden Jahren kommen das Arabella Brauneck Hotel, das Olympiapark Hotel und das Arabella Alpenhotel am Spitzingsee sowie später Arabella-Hotels in Frankfurt, Düsseldorf und auf Mallorca hinzu.
Nachdem München 1965 zum Austragungsort der Olympischen Sommerspiele von 1972 gewählt wird, tritt die Stadt in eine intensive Bauphase ein. Eine Gruppe von fünf Münchner Bauträgern erhält den Zuschlag für den Bau von 3.000 Wohnungen für Sportler*innen, darunter die Bayerische Hausbau. Die übernimmt rund 1.000 Wohnungen im südlichen Bereich des Olympiaparks. Die Umstände sind denkbar schlecht: Es herrscht höchste Baukonjunktur, es gibt keine Baufirma, die noch Kapazitäten frei hat und es ist äußerst schwierig, qualifiziertes Personal zu bekommen. Doch mithilfe von geschickten Entscheidungen, unbändigem Optimismus und schierem Willen stellt die Bayerische Hausbau zusammen mit den Unternehmen Sager & Wörner sowie Heilmann & Littmann die Wohnungen in letzter Minute fertig.
1977 kauft sich Josef Schörghuber mit jeweils 93 Prozent bei zwei Münchner Baufirmen ein und erwirbt ein Jahr später Anteile an einer weiteren Baufirma. Diese drei Unternehmen fusioniert er 1980 zur Heilit + Wörner AG und schafft so eines der größten Bauunternehmen der Bundesrepublik mit mehr als 7.500 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von bis zu 900 Millionen Mark. Doch Heilit + Wörner bereiten schnell Probleme: Anfang der Achtziger Jahre macht das Unternehmen Verluste im dreistelligen Millionenbereich. Diese versucht Schörghuber mit dem Verkauf eines Teils seiner Immobilien sowie Stellenabbau auszugleichen. Dennoch bleiben die Baufirmen ein Verlustgeschäft. 1986 veräußert Josef Schörghuber schließlich die Mehrheitsanteile an Heilit + Wörner an den Augsburger Bauunternehmer Ignaz Walter.
Josef Schörghuber will neben der Bau- und Touristikbranche ein weiteres Standbein aufbauen. Als Anteile an der Hacker-Pschorr AG zum Verkauf stehen, sieht er die Vorteile, die der Besitz einer Brauerei für seine anderen Tätigkeitsbereiche Hotellerie und Bauwesen haben kann, zumal Hacker-Pschorr über umfangreichen Immobilienbesitz verfügt. Im März übernimmt seine Bayerische Grundbesitz & Co. KG mit 56 Prozent die Aktienmehrheit an der Hacker-Pschorr Brauerei und Josef Schörghuber wird Aufsichtsratsvorsitzender.
Im selben Jahr übernimmt Josef Schörghuber die Mehrheitsbeteiligung an der Paulaner-Salvator-Thomasbräu AG, auch hier belegt er das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden. Hacker-Pschorr und Paulaner verbuchen zusammen die Hälfte des Bierausstoßes aller Münchner Brauereien. Noch im Jahr 1979 übernimmt die Schörghuber Unternehmensgruppe knapp 50 Prozent der Anteile an der Reichelbräu AG in Kulmbach.
Im Juli 1986 übernimmt Stefan Schörghuber die Verwaltung der Parkgaragen, die sein Vater im Zuge seiner Bautätigkeit in München gebaut hat. Er gründet die Bavaria Parkgaragen GmbH & Co. Autoservice KG und wird Geschäftsführer des Unternehmens, das rund 2.200 Garagenstellplätze in München verwaltet. Wie in vielen europäischen Städten entwickelt auch München neue Verkehrskonzepte und so gewinnen Parkgaragen immer mehr an Attraktivität. Wurden zuvor die Stellplätze in den Garagen nur an Dauerparker vergeben, bekommt man nun gegen Gebühr einen beliebigen Stellplatz auf Zeit. Zudem sind die Stellplätze eine attraktive Alternative zu Straßenparkplätzen mit Parkuhren. Das schlägt bei den Bavaria Parkgaragen positiv zu Buche. Heute zählen die Bavaria Parkgaragen zum Privatbereich der Familie Schörghuber.
Der deutsche Biermarkt ist nach dem der USA der zweitgrößte der Welt. So schenkt die Mehrheit der deutschen Brauwirtschaft dem Auslandsmarkt jahrzehntelang keine Beachtung. Doch die Paulaner-Salvator-Thomasbräu AG gründet 1986 ein Joint Venture und erhält damit eine Beteiligung an der Compañía Cervecerías Unidas S.A. (CCU) in Chile. 1987 erwirbt das Joint Venture etwa zwei Drittel der CCU – und die Paulaner Brauerei sorgt mit ihrem Know-how für eine bessere technische Ausstattung und eine höhere Bierqualität. Schon ein Jahr später verzeichnet die CCU einen Ausstoß von 2,43 Millionen Hektolitern Bier und 2,47 Millionen Hektolitern alkoholfreier Getränke. Damit ist sie größer als die Paulaner-Salvator-Thomasbräu AG mit integrierter Hacker-Pschorr GmbH, die zusammen auf rund 2,3 Millionen Hektoliter bei Bier und 0,6 Millionen Hektoliter bei alkoholfreien Getränken kommen. Im Jahr 2003 wird die CCU an den niederländischen Braukonzern Heineken veräußert.
1989 fällt die Berliner Mauer, ein Jahr später ist Deutschland wiedervereinigt. Josef Schörghuber erkennt die Chancen, die sich im Osten Deutschlands bieten, und gründet im Frühjahr 1990 in Leipzig die Deutsche Hausbau Sachsen GmbH. Schörghuber erreicht zuerst die Restitution eines Wirtshauses in der Leipziger Klostergasse, das die Paulaner-Salvator-Thomasbräu AG 1928 erworben hatte, und erhält im September 1990 die erste Baugenehmigung in Leipzig nach der Wende. Nach umfangreicher Sanierung und Umbau wird das Paulaner Palais 1992 wiedereröffnet. In der Zwischenzeit richtet Schörghuber eine Geschäftsstelle in Berlin ein, die als Bauträger agiert. In den Neunziger und frühen Nullerjahren realisiert der Bauträger große Projekte in der neuen Hauptstadt, unter anderem einen Büro- und Geschäftskomplex mit Wohnungen in der Frankfurter Allee und die Annenhöfe in Berlin-Mitte.
Josef Schörghuber initiiert die Gründung einer Stiftung, die Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien unterstützt: Die Josef Schörghuber-Stiftung für Münchner Kinder fördert die Teilnahme an Ferienprogrammen und Aktivitäten, die ihnen sonst verwehrt blieben. Verwaltet wird die Stiftung im Sozialreferat der Stadt München. Seit Gründung wurden über 7,2 Millionen Euro vergeben. Die Summe setzt sich zusammen aus Zinserträgen des Grundstockkapitals von drei Millionen Mark und aus Spenden, die sowohl von Privatleuten kommen als auch durch von der Schörghuber-Charity-Events wie die alljährliche Oldtimer-Ausfahrt ArabellaClassics oder den Charity Golf Cup gesammelt werden. Mit dem Geld wurde die Teilnahme von mehr als 75.000 Kindern und Jugendlichen an Ferien- und Freizeitmaßnahmen ermöglicht.
Am 18. Mai 1995, sechs Tage nach seinem 75. Geburtstag, stirbt Josef Schörghuber. Beim Requiem in der Münchner Theatinerkirche St. Kajetan ist die Bestürzung über den Tod des Unternehmers deutlich zu spüren. Der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sagt in seiner Rede: „Erschüttert nehmen wir Abschied von einem Mann, der unsere Hochachtung besaß, der die Phantasie der Öffentlichkeit beschäftigte wie kaum ein Zweiter, der als Unternehmer, Bauherr, als Mäzen Maßstäbe setzte.
Ordnung und Internationalisierung
Unmittelbar nach dem Tod seines Vaters übernimmt Stefan Schörghuber die Führung der Gruppe. Der neue Vorstandsvorsitzende ist gut auf die Verantwortung für die 4.500 Mitarbeiter*innen in der Unternehmensgruppe und die rund zwei Milliarden Mark Umsatz vorbereitet: Mit 23 Jahren hat er bereits die Verantwortung für den Hotelbereich übernommen und seither die Expansion des Geschäftsfeldes vorangetrieben. Seit 1990 hatte er darüber hinaus den Bereich im Holdingvorstand vertreten. Seinen Fokus legt Stefan Schörghuber auf die betriebswirtschaftlichen Belange der einzelnen Bereiche und auf die straffere Strukturierung der Gruppe. Zugleich erkennt er frühzeitig die Notwendigkeiten einer sich abzeichnenden Globalisierung und legt, um neues Wachstum zu ermöglichen, einen Fokus auf die zielgerichtete Internationalisierung der Gruppe.
Nach verschiedenen Baumaßnahmen in den neuen Bundesländern orientiert sich die Bayerische Hausbau Richtung Osteuropa. 1997 beginnen die ersten Planungen für ein Projekt in Ungarn, das als interessanter Wirtschaftsstandort gilt. In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesbank München plant die Bayerische Hausbau in Budapest ein neues Stadtviertel nach Arabellapark-Vorbild. Auf dem Gelände der ehemaligen Ungarischen Optischen Werke Magyar Optikai Művek soll der MOM-Park entstehen und neben Wohnungen ein Dienstleistungszentrum mit Einkaufspassagen, Hotel, Kino, Restaurants, Büroflächen und Tiefgaragen sowie ein Bürozentrum erhalten. 1999 beginnen die Bauarbeiten, im Sommer 2000 sind schon 70 Prozent aller Handelsflächen vergeben und für die 166 Eigentumswohnungen liegen 800 Bewerbungen vor. 2002 wird das multifunktionale Zentrum eröffnet.
Im Zuge der Neuordnung strukturiert Stefan Schörghuber die einzelnen Geschäftsfelder und trennt deren Aktivitäten und Engagements klar voneinander ab. Dieser Konzentrationsprozess betrifft auch den Immobilienbereich. Die Immobilien aus den Bestandsgesellschaften der Brauereien und die eigenen Projektentwicklungen werden zusammengeführt und unter dem Dach der Bayerischen Immobilien Gruppe vereint.
Stefan Schörghuber will den Hotelsektor ausbauen und einen Teil der Hotels im Luxussegment platzieren. Im Februar 1998 beteiligt sich die Arabella Hotel AG zu 51 Prozent an einem Joint Venture mit der Sheraton Management GmbH, Frankfurt, dem Tochterunternehmen der US-amerikanischen Hotelgruppe ITT Sheraton (heute: Marriott). Daraus geht die ArabellaSheraton Hotelmanagement GmbH, München, hervor. Alle vier Sheraton-Häuser und 14 Arabella Hotels in Deutschland, der Schweiz und auf den Balearen zusammen haben 3.800 Zimmer und Suiten und tragen nun den Namen Arabella-Sheraton. Noch im selben Jahr wird ITT Sheraton vom US-amerikanische Konzern Starwood Hotels & Resorts Worldwide, Inc. erworben. Fortan tragen die Häuser der Gruppe die bekannten Markennamen des Hotelpartners, wie St. Regis, The Westin oder Sheraton.
2022 wird die Marke Arabella Golf eingeführt. Sie ist als Vereinigung von Golfplätzen auf Top Niveau an sorgfältig ausgewählten Standorten konzipiert und hat bereits kurze Zeit nach dem Launch einen hohen Bekanntheitswert. Ihr Renommee verdankt die Marke den landschaftlichen wunderschönen Locations sowie der Gestaltung der Plätze, deren Unterhalts und der Gastronomie. Heute ergänzt die Marke das Hotelportfolio der Arabella Hospitality um elf Golfplätze in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Spanien – darunter legendäre Plätze wie Golf Son Vida, der älteste Golfplatz Mallorcas, und der European-Tour-Destination-Platz Golf Son Muntaner, Gastgeber der Mallorca Golf Open 2022. Arabella Golf Plätze gilt in der Branche als einer der Vorreiter des nachhaltigen Golfsports. Alle Plätze auf Mallorca sind von der GEO Foundation for Sustainable Golf zertifiziert.
Auch im Geschäftsfeld Getränke richtet Stefan Schörghuber den Fokus auf eine stärkere internationale Präsenz. Ein Joint Venture mit Heineken, dem zweitgrößten Braukonzern der Welt, eröffnet den Marken der Schörghuber Gruppe, allen voran Paulaner, neue Absatzmärkte. Der niederländische Konzern erhält im Gegenzug Einblick in den deutschen Biermarkt als den größten Europas. Das Joint Venture BHI (Brau Holding International AG) ist bei aller internationalen Ausrichtung letztlich ein Verbund regionaler Brauereien und Stefan Schörghuber verfolgt die Strategie, regionale Identität und Verwurzelung der einzelnen Brauereien im Verbund der Brau Holding International zu stärken. Seine Erfolgsformel: internationale Vertriebsnetze für den Export, regionale Produktion und Vermarktungsschwerpunkte.
Im Jahr 2001 erwirbt das Ehepaar Schörghuber eine Beteiligung von 51 Prozent an der chilenischen Lachsproduktion Productos del Mar Ventisqueros S.A., die ein befreundeter Biologieprofessor im Süden des aufgebaut hat. 1989 gegründet und in der Region Los Lagos südlich von Santiago de Chile tätig, deckt Ventisqueros den vollständigen Wertschöpfungsbogen der Fischproduktion ab – vom Ei bis zum Filet. Alexandra Schörghuber kümmert sich um das Unternehmen.
2004 erhält die Bayerische Hausbau den Zuschlag für ein prestigeträchtiges Projekt: die Sanierung und teilweise Neugestaltung des Alten Hofs im Herzen von München. Das geschichtsträchtigen Gebäudeensemble war die
erste Burganlage der bayerischen Herzöge in München und wurde Mitte des 14. Jahrhunderts zur Kaiserresidenz. Die historische Bausubstanz sollte bei den Arbeiten weitestgehend erhalten bleiben, die Neugestaltung orientierte sich stark an den Vorgaben des Münchner Stadtrats. Auf einer Gesamtfläche von etwa 20.000 Quadratmetern realisiert die Bayerische Hausbau exklusive Wohnungen, hochwertige Büros und Läden. 2006 sind die Arbeiten abgeschlossen.
Seit 1999 ist die Bayerische BrauHolding AG mit 34,1 Prozent an der Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG in Berlin (CCE AG) beteiligt, dem größten Softdrink-Unternehmen Deutschlands. Stefan Schörghuber will andere Akzente setzen und stellt den Fokus auf Regionalität. Er konzentriert sich auf den Aufbau eines süddeutschen Brauereiverbundes. So trennt sie die Schörghuber Gruppe zunächst von ihren Anteilen am chilenischen Bierunternehmen CCU und im Jahr 2007 werden die Anteile an der CCE AG und damit die Coca-Cola-Konzession an den Coca-Cola-Konzern verkauft.
Am 25. November 2008 stirbt Stefan Schörghuber völlig überraschend. Nicht nur sein direktes Umfeld ist vom plötzlichen Tod des 47-Jährigen schockiert. Seine Witwe Alexandra Schörghuber tritt noch am Todestag vor die versammelte Belegschaft in der Firmenzentrale in der Denninger Straße 165 und macht den Mitarbeiter*innen Mut: Der Fortbestand des Unternehmens sei gesichert.
Auf der Trauerfeier in der Jesuiten- und Hofkirche St. Michael in München am 4. Dezember 2008 versammeln sich die wichtigsten Vertreter des Freistaates Bayern und der Landeshauptstadt München. Horst Seehofer, Ministerpräsident des Freistaates Bayern, würdigt Stefan Schörghuber in seiner Rede: „Sein Beispiel zeigt uns, was ein Einzelner bewirken kann, der in der Lage ist, visionäre Ideen zur Reife zu bringen und tatkräftig umzusetzen. Er hat damit einen wichtigen Beitrag zum hohen Ansehen unseres Landes in Deutschland und Europa geleistet.
Stabilisierung und Ausbau
Nach dem plötzlichen Tod Stefan Schörghubers tritt seine Witwe Alexandra Schörghuber an die Spitze des Familienunternehmens. Sie verfügt über langjährige Erfahrung aus zahlreichen Aufsichtsrats- und Managementaufgaben, die sie im Privatbereich der Familie erfüllt. Dazu gehören unter anderem die Bavaria Parkgaragen, Lift- und Seilbahnbetriebe, Hotels sowie eine Lachszucht in Chile. Dennoch will sie die Gruppe nicht operativ führen und gestaltet die auf ihren Mann zugeschnittene Führungsstruktur um. Sie richtet einen sechsköpfigen Stiftungsrat ein, der als Aufsichtsratsgremium für den Vorstand der Schörghuber Gruppe fungiert. Im zweiten Schritt wird der vierköpfige Vorstand berufen. Eine der wichtigsten Maximen für Alexandra Schörghuber ist, dass alle Entscheidungen im Sinne der Familie getroffen werden. Es geht, wie sie betont, um „nachhaltiges Wachstum, nicht um das schnelle Geld".
Bereits 2001 erwirbt die Bayerische Immobilien AG den Berliner Zoobogen, eine etwa 60.000 Quadratmeter große Büro- und Einzelhandelsimmobilie in hervorragender Innenstadtlage im Westen Berlins. Das Areal war in den Zwanzigerjahren ein beliebter Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle. Zu dem Gebäudeensemble gehören das Kleine und das Große Hochhaus, das so genannte Bikinihaus sowie das Kino Zoo Palast. Basierend auf einer Idee von Stefan Schörghuber entwickelt ein interdisziplinäres Team das Projekt BIKINI BERLIN, eine unkonventionelle Shopping- und Freizeitlocation mit Fokus auf Nachhaltigkeit und intelligenten Konsum. Im August 2010 reicht die Bayerische Hausbau offiziell den Bauantrag ein und präsentiert das neue Konzept zur Revitalisierung des Gebäudekomplexes, Ende 2010 beginnen die Bauarbeiten am Bikinihaus und am Kleinen Hochhaus. Im Winter 2013 wird das BIKINI BERLIN unter hymnischem Presseecho eröffnet.
Die Nachfrage nach Lachs steigt ständig – so wächst die Lachsproduktion Productos del Mar Ventisqueros S.A., die sich seit 2001 in Familienbesitz befindet, rasant. 2011 übernimmt Alexandra Schörghuber das Unternehmen vollständig und überführt es aus der Familienholding in die Schörghuber Gruppe. Nach Veräußerung des Bereichs Flugzeugleasing ein Jahr zuvor wird Seafood nun zum vierten Geschäftsfeld. Ventisqueros bedient mit seinen Produkten überwiegend die Märkte in Japan, den USA und Brasilien und zählt heute zu den Top Ten der chilenischen Lachsproduktionen.
Die Paulaner Brauerei am Münchner Nockherberg stößt an ihre Kapazitäts- und Logistikgrenzen. Anders als die meisten Brauereien im rückläufigen deutschen Biermarkt wächst Paulaner und verzeichnet vor allem im Ausland eine steigende Nachfrage. Die Entscheidung: Verwaltung und Vertrieb bleiben am Nockherberg, die Bierproduktion wird verlagert, ein neuer Produktions- und Logistikstandort im Münchner Nordwesten aufgebaut. Im Jahr 2015 startet in München-Langwied eine der modernsten Brauereien Europas ihren Betrieb. Der ehemalige Standort in der Münchner Au wird von der Bayerischen Hausbau erworben. Bis 2023 realisiert diese dort Wohnraum für rund 3.500 Menschen. Die Pläne entstehen dabei im engen Dialog mit den Anwohner*innen und der Öffentlichkeit, ein Verfahren, mit dem die Bayerische Hausbau neue Maßstäbe setzt.
Im November 2016 empfängt das Westin Hamburg seine ersten Gäste. Das Haus erstreckt sich über 21 Etagen der Elbphilharmonie, die vom renommierten Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron entworfen wurde. Das Westin Hamburg bietet 244 Zimmer, davon 39 Suiten, und ist eines der prestigeträchtigsten Objekte des Geschäftsfeldes Hotel. Bereits im ersten Jahr nach der Eröffnung gehört es auch zu den erfolgreichsten.
Eines der bedeutendsten Projekte der Schörghuber Gruppe feiert ein beeindruckendes Jubiläum: Der Arabellapark wird 50 Jahre alt. Mit dem Einzug der Mieter*innen ins Arabellahaus 1969 begann die lebendige Geschichte des visionären Stadtviertels. Bis heute ist der Arabellapark eine feste Größe im Münchner Leben und für die Wirtschaft der Stadt.
2019 gründen Alexandra Schörghuber und ihre Kinder Stefanie, Michaela und Florian die Stefan Schörghuber Stiftung, im Gedenken and ihren 25.11.2008 verstorbenen Mann und Vater. Stiftungszwecke sind die finanzielle Förderung von Jugendhilfe und Erziehung sowie von Wissenschaft und Forschung in Deutschland. Dabei steht die Unterstützung von kinder-, jugend- und familienbezogener Einrichtungen und Projekte im Vordergrund.
Der niederländische Topmanager Nico Nusmeier übernimmt im Juli 2019 den Vorsitz des Vorstands der Schörghuber Gruppe. Sein Vorgänger Dr. Klaus N. Naeve scheidet nach über zehn Jahren an der Spitze der Holding planmäßig aus. Nusmeier ist für die Gruppe kein Unbekannter: Er hatte seit 2014 dem Stiftungsrat angehört und zuvor sieben Jahre lang Heineken in der Gesellschafterversammlung des gemeinsamen Unternehmens Brau Holding International, des heutigen Stammhauskonzerns Paulaner Brauerei Gruppe, vertreten.
Zukunftswende und Dezentralisierung
In Sechzigerjahren wird die spanische Mittelmeerinsel Mallorca zu Josef Schörghubers bevorzugten Ferienziel. 1977 gründet er dort die Bauträgergesellschaft Vibelba, die Wohn- und Geschäftsgebäude in Palma de Mallorca und anderen Orten baut. Unter Stefan Schörghuber realisiert die Bayerische Hausbau das luxuriöse Arabella Golf Hotel, das 1992 eröffnet wird. Vier Jahre später empfängt das 5-Sterne-Luxusresort Mardavall Hotel & Spa seine ersten Gäste. Die Häuser sind Teil des Qualitätstourismuskonzeptes, das Stefan Schörghuber erfolgreich auf Mallorca eingeführt hat. Eine wichtige Komponente stellen die Golfanlagen dar, darunter legendäre Plätze wie Golf Son Vida, der älteste Golfplatz Mallorcas, und der European-Tour-Destination-Platz Golf Son Muntaner. Nachhaltigkeit ist dabei zentrales Thema. Die Plätze nutzen wiederaufbereitetes Wasser, grüne Energie und lokale Produkte, vermeiden Abfall, pflanzen wassersparende Gräser und Olivenbäume – und gelten in der Branche als einer der Vorreiter des nachhaltigen Golfsports. Alle Plätze auf Mallorca sind von der GEO Foundation for Sustainable Golf zertifiziert und seit 2020 CO²-neutral.
Die Covid-19-Pandemie bringt viele Herausforderungen für das operative Geschäft. Nach dieser Verzögerung beginnt die Schörghuber Gruppe mit dem Umbau der Organisation hin zu einer neuen, dezentralen Konzernstruktur: Die Geschäftsfelder agieren unabhängig in ihren Märkten, die Holding fokussiert sich auf die strategische Steuerung. Im Rahmen dieser Transformation wird der Vorstand erweitert: Neben CEO Nico Nusmeier und Alexandra Schörghuber sind nun auch Florian Schörghuber als Co-CEO und Stefan Fischbach als CFO Mitglieder des Executive Board. Familie Schörghuber sichert mit der neuen dezentralen Konzernstruktur die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens über die nächsten Generationen.
Bereits sieben Jahre nach dem Bezug der neuen Brauerei in Langwied und nicht zuletzt infolge des Sensationserfolges von Paulaner Spezi stößt die Paulaner Brauerei wieder an ihre Kapazitätsgrenzen und kann der deutlich gestiegenen Nachfrage zeitweise nicht nachkommen. Mit dem Erwerb des hoch modernen Braustandortes in Gotha von der Oettinger Brauerei sichert die Paulaner Brauerei sich rund 1,8 Millionen Hektoliter Braukapazität – und damit die Voraussetzungen für anhaltendes profitables Wachstum.
Im Herbst 2023 eröffnet die Arabella Hospitality im historischen Herzen Münchens das erste deutsche Hotel der Marke Rosewood Hotels & Resorts. Das 5-Sterne-Ultra Luxury-Haus hinter den historischen Fassaden der Kardinal-Faulhaber-Straße 1 und des Palais Neuhaus-Preysing wurde von der Bayerischen Hausbau Development unter dem Namen KF1 entwickelt und steht für die neue Strategie im Geschäftsfeld Hotel. Die Arabella Hospitality konzentriert sich auf nachhaltiges Wachstum in drei Hauptbereichen: City Core+, Upscale Leisure und Ultra Luxury. Das Ziel ist die Verdoppelung der Hotels bis 2037, mit Fokus auf die Kernmärkte Deutschland, Österreich, die Schweiz und Spanien.
2024 ist ein ganz besonderes Jahr für die Schörghuber Gruppe – zum einen feiert die Bayerische Hausbau, Keimzelle der Gruppe, ihr siebzigjähriges Bestehen. Zum anderen steht nach dem Tod von Stefan Schörghuber im Jahr 2008 wieder ein Mitglied der Eigentümerfamilie an der Spitze des Unternehmens: Florian Schörghuber.
Bereits seit 2021 hatte er als Co-CEO die von ihm angestoßene Transformation der Gruppe federführend begleitet. Offenheit, Veränderungsbereitschaft, Zuversicht und vor allem den Willen zur Zusammenarbeit erwartet er sowohl von sich selbst als auch von den Kolleg*innen der Schörghuber Gruppe, um die formulierten Ziele zu erreichen: akzentuiertes, nachhaltig profitables Wachstum über alle Geschäftsfelder hinweg. Wachstum ist dabei kein Selbstzweck, sondern vielmehr die Voraussetzung, um ein unabhängiges und finanzstarkes Familienunternehmen zu bleiben.
Im Juli 2024 öffnete eine neue Oase der Ruhe und des Luxus im Herzen der wunderschönen österreichischen Alpenlandschaft: das Rosewood Schloss Fuschl. Mit dem zweiten Hotel der Ultra-Luxury-Marke nach dem Rosewood Munich bekräftigen die Schörghuber Gruppe und Arabella Hospitality ihr Bekenntnis zur Luxushotellerie. Das Schloss aus dem 15. Jahrhundert befindet sich seit 2001 im Besitz der Familie Schörghuber. Bei seiner sorgfältigen Restaurierung wurde größter Wert darauf gelegt, die Besonderheiten der Region, des Standortes und der Immobilie im Interieur und Exterieur zu berücksichtigen. Heute verbindet es nahtlos traditionelle Eleganz mit modernem Genuss und bietet seinen Gästen einen Zufluchtsort mit raffiniertem Komfort.